Budenzauber im Zechenpark
Glühwein, Bratwurst und andere Leckereien: Gelungener Start für den Weihnachtsmarkt
Passender kann Weihnachtsmarktwetter nicht sein: Da fehlten am Donnerstagabend nur noch die tanzenden Schneeflöckchen rund um die tiefrot illuminierten Fördertürme im Kamp-Lintforter Zechenpark, um die Kulisse für den weihnachtlichen Budenzauber perfekt zu machen. Aber nicht nur das Ambiente, auch die Budenstadt selbst kann im dritten Jahr in Folge überzeugen.
Schon vor dem offiziellen Startschuss um 18:00 Uhr tummelten sich die ersten Besucherinnen und Besucher auf dem Quartiersplatz, testen den ersten Glühwein oder schauten sich das Angebot in den kleinen Holzhütten an.
Wer in diesem Jahr auf dem Weihnachtsmarkt auch das kulinarische Angebot testen will, hat noch mehr Auswahl als im letzten Jahr. Neu sind zum Beispiel die Kartoffeltwister, frittierte Kartoffelspiralen, die wahlweise mit Chili, Kräuter, Knoblauch oder BBQ-Geschmack für 4,50 Euro zu haben sind. Eine Bratwurst vom Grill gibt es ab 4,00 Euro, Backfisch für 7,00 Euro.
Beim Stand des Kamp-Lintforter Partyservices Lutz wird Erbsensuppe für 4,50 Euro serviert. Wer mag, kann auch Hähnchenmedaillons mit Pilzrahmsoße und Spätzle für 7,00 Euro probieren. Die Rheinberger Erik Plitt und Heiko Wittenschläger feiern mit ihrem neuen Champignon-Stand Premiere: „Wir sind erst seit diesem Jahr selbstständig“, erzählt Plitt. Weil sie den Weihnachtsmarkt im Zechenpark kennen und schätzen, wollen sie hier mit ihrem Angebot erstmals durchstarten: „Dieser Weihnachtsmarkt ist einfach etwas Besonderes“, so Plitt. Salziges und Süßes gibt es bei der Moerserin Manuela Hoppenstock von „Hin & Crépes“, die den französischen Klassiker auf Wunsch auch mit Grana Padano oder Serrano-Schinken anbietet. Der Glühwein kostet an allen Ständen 4,00 Euro.
Dass die Veranstalter bei den Buden auch auf Regionalität und Originalität achten, kam schon in den Vorjahren bei den Besuchern gut an. Für Sarah Dobler von „Mrs. Cottage“ aus Neukirchen-Vluyn und ihrem originellen Deko-Angebot ist dieser Abend ebenfalls eine Premiere. Sie hatte sich zunächst umsonst für einen Stand beworben und konnte jetzt kurzfristig für einen erkrankten Händler einspringen. Corinna Stockrahm vom Neukirchen-Vluyner Label Stockbaer ist zum zweiten Mal da – mit neuen ausgefallenen Ideen, wie zum Beispiel ihren selbst gefertigten Stoff-Laternen mit Motiven aus der Region.
Gute Tradition und immer wieder bereichernd sind aber auch die Stände von Vereinen, Schulen oder Kitas. Schnupftabakfläschchen oder Grubenlampen – in der Hütte der Fördergemeinschaft für Bergmannstradition finden sich viele alte Schätzchen, zum Teil Erbstücke, die im Keller oder auf dem Dachboden schlummern und irgendwann als Spende bei dem Verein landen. Das Stöbern lohnt also, das Geld kommt dem Verein zugute.
Besonders in diesem Jahr: Das Angebot für Kinder ist nicht nur größer, sondern auch konzentrierter im vorderen Bereich aufgebaut. Auf die Jüngeren wartet ein Kinderkettenkarussell, die etwas Größeren können mit dem Fliegenden Teppich Alibaba abheben. Zusätzlich lockt ein eigener Stand mit Kinder-Getränken ab 1,00 Euro oder Waffeln am Stiel. Gegenüber bietet an diesem Wochenende die Ernst-Reuter-Schule unter anderem Kerzenziehen für 2,00 Euro an. Warum die Schule mitmacht? „Das ist nicht nur gut für die Fördervereinskasse, sondern auch eine schöne Gemeinschaftsaktion“, sagt Schulleiterin Silke Roth.
Wichtig zu wissen: Am zweiten Wochenende, vom 7. Bis 10. Dezember, wechseln in etwas einem Drittel der Hütten die Angebote.
Quelle:
WAZ vom 01. Dezember 2023 / Autorin: Gabi Gies
Fotos von Dirk Thomas
Der Weihnachtsmarkt im Zechenpark hat eine einzigartige Kulisse. Manche Besucher sind genau deshalb begeistert.
Es liegt definitiv nicht am leckeren Glühwein, dass die Besucher des Weihnachtsmarktes im Zechenpark nur alles rosa und rot sehen. In warmes, rotes Licht getaucht ist die Zechenkulisse. Fast schon kitschig, so einzigartig ist die Atmosphäre. Und das ist es, was den Gästen immer als erstes einfällt, wenn sie eine Beurteilung über das jetzt dritte Event abgeben sollen. Nicht eine einzige negative oder annähernd kritische Stimme. „Traumatmosphäre hier, Note Eins plus“, ist die einhellige Meinung.
Friedlicher und gemütlicher geht´s nicht mehr. Strahlend nimmt Andreas Lorat gerade seine Grubenlampe am Stand mit den vielen Bergmanns-Utensilien entgegen. Die war nicht unten im Pütt im Einsatz wie die, die er von seinem Vater geerbt hat, aber der ehemalige Bergmann ist glücklich. Mit 16 Jahren hat er am 15. August 1978 auf der Zeche mit seiner Ausbildung begonnen und hat die Kohle quasi mit zu Grabe getragen. 2011 war für ihn Schicht im Schacht, weil er so viel gearbeitet hatte, dass er sogar noch anderthalb Jahre auf seinem Arbeitszeitkonto gutgeschrieben hatte. Immer in der Nachtschicht hat er malocht, erzählt seine Frau Angelika. Eine echte Bergmannsfamilie, die die schweren Arbeitsjahre mitgetragen hat. Auch Tochter Anna Marie Corkowski, für die Papa früher tagsüber immer präsent war, weil er nachts arbeitete, hat das Bergmanns-Gen im Blut. „Der Weihnachtsmarkt hier vor der Zechenkulisse ist unbeschreiblich schön“, sagt sie.
Auch die jungen Gäste, die mit dem Bergbau nichts zu tun haben, sind völlig fasziniert. Drei junge Frauen aus Repelen genießen die Leckereien, haben sich viel zu erzählen und kommen aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. Kim Krause (31) kennt viele Weihnachtsmärkte. „Ich war schon in Essen, Duisburg, Münster, Oberhausen und Aachen. Es gibt viele, die wirklich schön sind, aber die Atmosphäre hier ist nicht zu toppen“, findet sie. Jenny (32) und Lisa (31) können sich da nur anschließen. „Vor allem die Live-Musik finde ich toll. Und die Sängerin kann wirklich gut singen“, sagt Kim. Dieser gelungene Mix von beleuchteter Industriekulisse, Live-Musik und einem guten Verhältnis von Kunsthandwerk und Imbiss-Buden mache den Charme dieses Weihnachtsmarktes aus.
In der Tat gibt`s ein breites Spektrum von hübschen selbstgemachten Dekoartikeln. Da warten liebevoll gestrickte Einhörner mit pinkfarbenen, rosa und grünen Nasen und einer wilden Mähne auf Käufer. 9,90 Euro kosten die niedlichen Fabeltierchen, liebevoll verarbeitet, wie alles auf dem Markt. Auch Schneemänner aus Holz, elegante und warme Mützen, handgemachte Weihnachtsstiefel aus Filz, kleine Lichthäuschen und hübsche Deko für die Feiertage bieten viele Highlights zum Gucken und Kaufen.
Völlig privat mit seiner Frau Ursula und Freunden ist auch der Beigeordnete der Stadt Christoph Müllmann, anzutreffen. Er versichert glaubhaft, dass er nicht anwesend ist, weil er ein Argusauge auf das Geschehen haben möchte. Er ist gerne hier und freut sich, dass die Ideen, die die Stadt zusammen mit Mo-Event entwickelt hat, so prima angenommen werden. „Wir kennen hier so viele Leute, die die Stände betreiben und haben so viele Freunde, die Atmosphäre hier ist umwerfend“, sagt auch Nedeljku Kant, die mit ihrem Mann Manfred von Mo-Event für den weihnachtlichen Zauber gesorgt hat.
Stefan Büschken, ein „Ureinwohner“ von Kamp-Lintfort, hat eine ganz besondere Beziehung zu der Location und zum Weihnachtsmarkt, den er umwerfend gelungen findet. „Als Kinder haben wir uns im Bus zur Schule immer auf die Sitze gestellt, wenn wir hier an der Zechenmauer vorbeigefahren sind. Weil das immer so geheimnisvoll war. Jetzt sind wir hier auf dem Weihnachtsmarkt. Die Atmosphäre vor der Zechenkulisse ist einfach fantastisch“, findet er und freut sich schon auf das nächste Event am kommenden Wochenende.
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Quelle:
WAZ vom 04. Dezember 2023 / Autorin: Eva Arndt
Fotos von Dirk Thomas