Bergleute kritisieren die Stadt

Einige aus der Fördergemeinschaft für Bergmannstradition fanden Extraschicht schlecht organisiert

Die Fördergemeinschaft für Bergmannstradition linker Niederrhein wird immer prominenter. Gleich mehrfach war in den vergangenen Monaten das TV vor Ort, um im dritten Programm zu berichten. Unter anderem ging es um das neu gestaltete Haus des Bergmanns. Das erklärte der Vorsitzende Norbert Ballhaus anlässlich der jüngsten Mitgliederversammlung im Alten Kasino.

575 Mitglieder (darunter 4 neue) verzeichnet die Gemeinschaft, die 1987 gegründet wurde. Unter anderem feierte der Verein am 05. Mai die Wiedereröffnung des Hauses des Bergmanns in der Altsiedlung. Dort finden jetzt wieder Führungen statt. Der Ansturm an den drei Museumsstandorten sei groß, und man könne nicht alle Anfragen nach Führungen annehmen, erklärte Norbert Ballhaus.

Auch neue Formate gibt es. Wie den jüngsten Workshop für behinderte Kinder. Da hätten die Kids unter anderem „Knicker“ (Murmeln) gespielt – heute fast in Vergessenheit geraten – und ein Junge im Rollstuhl habe eine halbe Stunde lang im Förderturm mit dem Fahrstuhl rauf und runter fahren dürfen, wusste ein Mitglied.

Das Zertifikat des Vereins als Experte für Färbergärten ist ebenfalls neu. „Wir werden im Haus des Bergmanns Workshops anbieten, bei denen es um die Hauswirtschaft der Bergleute geht und auch um das textile Färben mit Rotkohl und anderen natürlichen Mitteln“, gab Ballhaus einen Ausblick. Neu sind auch die Filme, die die Besucher jetzt an den Museumsstandorten sehen können. Damit werden u.a. Abläufe aus der Kohleförderung besser veranschaulicht. Und: In Arbeit ist zurzeit ein Aufenthaltsraum für die Betreuer am Förderturm.

Kritik wurde an der jüngsten Extraschicht laut. „Die Extraschicht war von der Stadt schlecht organisiert“, monierte ein Mitglied. Es sei kaum etwas los gewesen, vor allem am Lehrstollen. Und auch am Förderturm sei ab 22:00 Uhr nichts mehr gelaufen. Das sei auf Rheinpreussen in Moers im vergangenen Jahr ganz anders gewesen. Darüber habe man mit Vertretern der Stadt bereits gesprochen, sagte Ballhaus. Kritisiert wurde auch, dass der Einsatz der Mitglieder bei den Führungen an den Museumsstandorten zu wünschen übrig lasse. „Es sind immer die gleichen, die sich da einbringen“, sagte ein Mitglied.

Der nächste erfreuliche Termin steht aber an: Am 01. Juli feiert die Gemeinschaft ihren Umzug vom alten Vereinsheim im Knappenheim zum Schirrhof vor fünf Jahren. Was ein großer Kraftakt für die Aktiven gewesen sei, erklärten einige der Anwesenden.

Quelle:

WAZ / NRZ vom 28. Juni 2024 / Autorin: Klara Helmes

Fotos von Dirk Thomas

 

Wanderfalkenpaar mit Jungen im großen Förderturm

Sie sind zurzeit die Stars in 66 Meter Höhe. Dabei sind sie nur in einem Film zu sehen, der auf einem neuen Bildschirm übertragen wird. Diesen hat die Fördergemeinschaft für Bergmannstradition im großen Förderturm installiert, genauso wie sie Bildschirme für den Lehrstollen und das Haus des Bergmanns gekauft hat.

Ein Wanderfalkenweibchen reißt Stücke aus der Beute heraus, um sie an zwei Küken zu  verteilen, während ein Wanderfalkenmännchen danebensteht, um den Zechenpark Richtung Restaurant „Altes Kasino“ zu beobachten. „Kinder sind gebannt von diesen Bildern, auch Erwachsene“, erzählt Norbert Ballhaus als Vorsitzender der Fördergemeinschaft für Bergmannstradition. Als sich am Mittwochabend 41 Personen zur Mitgliederversammlung im Restaurant „Altes Kasino“ trafen, waren auch sie von den bewegten Bildern des Brutpärchens gebannt.

Das gilt genauso für Besucher, die sonntags auf die Plattform des großen Förderturms hinauffahren. Sie können sich gut eine Minute lang vom Brutpärchen faszinieren lassen, wenn sie die kurze Filmfrequenz mit den beiden weiblichen Küken sehen. Möglich macht das ein Großbildschirm, der seit März auf der Plattform installiert ist, die auf 66 Metern liegt. Daneben hat die Fördergemeinschaft einen Großbildschirm im Lehrstollen, Friedrich-Heinrich-Allee 79 c neben der Schirrhof, und einen im Haus des Bergmanns, Ebertstraße 88 in der Lintforter Siedlung, anbringen lassen.

„Bilder können eindrucksvoll sein“, stellt Vorstandsmitglied Manfred Reis fest. Das gilt auch für die weiteren Kurzfilme, die auf dem Förderturm angeschaut werden können. Der eine zeigt, wie die Elektromotoren langsam anlaufen, hochfahren und wieder auslaufen, um Großbehälter mit Kohle inklusive Gestein nach oben zu ziehen. Im anderen ist festgehalten, wie diese Skips, die 17,5 Tonnen Kohle fassten und rund einen Meter breit waren, oben angekommen und ausgeschüttet werden. „Auch das Geräusch ist zu hören“, freut sich das Vorstandsmitglied.

Wenn Grundschulklassen das Haus des Bergmanns oder den Lehrstollen besuchen, werden diese heute meist in drei Gruppen je acht bis neun Kindern aufgeteilt, obwohl dazu mehr Begleitpersonen notwendig sind. Die Fördergemeinschaft bezieht den Bergmannsgarten mit ein, der seit Frühjahr 2024 am Haus des Bergmanns angelegt ist. Sie bietet Besuche an, die mit dem Grünen Klassenzimmer kombiniert sind. Auch hat sie Workshops im Programm, bei denen Kinder mit Einschränkungen das Haus des Bergmanns besuchen können, um dort unter anderem alte Spiele zu spielen, wie das Murmelspiel. „Wir haben in diesem Jahr sehr viele Anfragen, die wir kaum bedienen können“, sagt Norbert Ballhaus. „Weil wir niemandem absagen wollen, suchen wir weitere Begleitpersonen.“

An insgesamt vier Standorten bietet die Fördergemeinschaft erlebnisreiche Führungen, Begegnungen mit ehemaligen Bergleuten, eine Menge Dönekes, Spaß und eine einzigartige Sammlung an Exponaten, Bildern und Literatur.

Der Vorstand der Fördergemeinschaft bedankt sind beim NABU und der Hochschule Rhein-Waal für die kooperative Zusammenarbeit sowie die Bereitstellung der Video-Aufnahmen der Wanderfalken für unsere Vereinszwecke.

Quelle:

Rheinische Post vom 27.06.2024 / Autor: Peter Gottschlich

Fotos von Dirk Thomas

 

Genesungswünsche für Landesvorsitzenden

Die Mitglieder der Fördergemeinschaft für Bergmannstradition sprachen Johannes Hartmann Genesungswünsche aus, als sie sich am Mittwochabend zu einer Mitgliederversammlung im Restaurant „Altes Kasino“ trafen. Am Sonntag war „Hannes“ Hartmann mit dem Fahrrad auf der Franzstraße unterwegs gewesen, als eine Autofahrerin direkt vor ihm die Autotür öffnete, ohne nach hinten geschaut zu haben. Er stürzte schwer und wurde mit dem Rettungswagen in ein Krankenhaus gebracht.

Der 69 Jahre alte Moerser war Elektrosteiger und Betriebsrat des Kamp-Lintforter Bergwerks „Friedrich Heinrich“ gewesen. Seit September 2018 ist er Vorsitzender der Berg- und Knappenvereine Nordrhein-Westfalen, nachdem er zuvor acht Jahre lang stellvertretender Landesvorsitzender gewesen war. Er wohnt im Moerser Norden. Er gehört der Fördergemeinschaft an, begleitet an Sonntagnachmittagen Besucher auf den großen Förderturm. „Er ist auf dem Weg der Besserung“, sagte am Mittwochabend Fördervereins-Vorstandsmitglied Dirk Thomas.

Quelle:

Text von Peter Gottschlich