Im Jahre 1912 begann die Steinkohlenförderung auf der Zeche Friedrich Heinrich in Kamp-Lintfort. Zu dem Zeitpunkt belief sich die Belegschaft auf 745 Mitarbeiter.
Da das Umfeld ländlich geprägt war, entstanden große Zechensiedlungen. Ohne diese wäre es nicht möglich gewesen, die erforderliche Anzahl von Bergleuten anzuwerben. Die Einwohnerzahl der Bauernschaft Lintfort betrug im Jahre 1906 exakt 485 Menschen. Repräsentanten des Bergwerks warben Arbeitskräfte in Schlesien ab. Mit dem Versprechen für sie und ihre Familien preiswerten Wohnraum bereitzustellen, stieg die Einwohnerzahl bereits 1930 auf 13.876 Personen an. Die Belegschaft der Zeche Friedrich Heinrich stieg bis 1920 auf über 4.000 Personen an. Im Jahre 1957 wurde eine maximale Belegschaftsstärke in Höhe von 8.625 Mitarbeitern verzeichnet.
In jener Zeit waren die Bergarbeiterfamilien regelrechte Selbstversorger. Geringe Schichtlöhne führten zwangsläufig dazu, dass die oftmals kinderreichen Bergarbeiterfamilien einen Nutzgarten unterhielten. Neben Kartoffeln wurde Obst, Gemüse und Salat angebaut. Aus Weißkohl wurde Sauerkraut gemacht. Die Hausfrauen machten durch Einkochen Obst, Gemüse und andere Lebensmittel für lange Zeit haltbar.
Jeder Hausstand hatte im Garten neben Grabeland auch einen Schweinestall. Die Schweine wurden, wenn sie fett genug waren, geschlachtet und zu Wurst verarbeitet. Eigene Hühner legten täglich frische Eier. Neben Hühnern wurden Enten, Kaninchen und Ziegen gehalten. Durch die Haltung von Ziegen wurde die tägliche Versorgung mit frischer Milch sichergestellt. In unserem Museumshaus war der Schweinestall im westlichen Teil des Wohnhauses integriert. Früher wurde der gesamte Hausabfall verwertet und kompostiert.
Unsere Kollegen Egon Haeusler und Ralf Süper überprüfen regelmäßig das Wachstum der Petersilie. Unser Nutzgarten weist bereits die Vielfalt auf, die in den 1930er Jahren üblich war.
Ein Gedicht von Karl-Heinz Fricke hat den Titel:
„Die Bergmannskuh“.
„Bergleute hielten früher Ziegen,
um Milch und Butter zu kriegen.
Das Tier bekam den Namen im Nu,
man taufte es die „Bergmannskuh“.
Quelle:
Fotos von Dirk Thomas