Ein Tagesausflug ins Aachener Revier
Pünktlich um 09:00 Uhr war Abfahrt vom großen Parkplatz am Schirrhof in Kamp-Lintfort. Unser Tagesausflug ging zum Bergbaudenkmal Grube Adolf e.V. nach Herzogenrath ins Aachener Revier. Insgesamt 31 Personen hatten sich eingefunden. Mitglieder der Fördergemeinschaft sowie einige Gäste stiegen in den großen Reisebus von Busreisen Milo. Der Fahrer Flocki begrüßte alle Fahrgäste und wünschte unserer Gruppe eine gute und sichere Fahrt. Nach gut einstündiger Fahrt erreichten wir unser Ziel. Wir wurden herzlich begrüßt vom ersten Vorsitzenden Franz-Josef Küppers und seinem Stellvertreter Horst Bittner. Der ehemalige Fahrsteiger der Bergbauspezialfirma Deilmann-Haniel, Horst Bittner, hat nach Stilllegung der Grube Adolf auf unserer Schachtanlage in Kamp-Lintfort gearbeitet. Er freute sich ganz besonders, einige ehemalige Kollegen am heutigen Tag wiederzusehen.
Wir wurden direkt in einen Festsaal geführt, der in einer an das Fördermaschinengebäude angrenzenden Lüftermotoren-Halle eingerichtet worden war. An dekorativ eingedeckten Tischen wurde uns Kaffee und Kuchen serviert. Der Vereinsvorstand begrüßte uns herzlich und vermittelte uns einen Überblick über die Geschichte der Grube Adolf.
Anschließend wurden wir von Vereinsmitgliedern durch die Anlage geführt. Auch die historische Zwillings-Dampffördermaschine wurde uns mit viel Stolz vorgeführt. Es war beeindruckend festzustellen, wie sich die massiven Bauteile der Maschine nahezu geräuschlos in Bewegung setzten.
Auch für das leibliche Wohl wurde hervorragend gesorgt. Ein Vereinsmitglied tat sich als Grillmeister hervor und servierte Leckereien vom Grill, die mit Salaten ergänzt werden konnten.
Geschichte der Schachtanlage
Gegründet in einer Expansionsphase des Bergbaus im Aachener Revier ergänzte die Grube Adolf die Förderleistung der benachbarten Grube Anna in Alsdorf. Bemerkenswert im Erscheinungsbild der Übertageanlage waren die sich gegenüberstehenden Fördergerüste mit den massiv in Backstein gemauerten Schachthallen (Abbruch 1992). Erhalten blieb das Fördermaschinen- und Lüftergebäude mit einer der wenigen überlieferten Dampffördermaschinen von 1913.
Beflügelt durch die Hochkonjunktur der 1890er Jahre, beschloss der Eschweiler Bergwerks-Verein (EBV) zur Erschließung seiner Konzession Merkstein die Errichtung einer neuen Doppelschachtanlage. Schon 1858 hatte sich die Gewerkschaft Anna im Anschluss an das Grubenfeld Anna mit 14,9 km² die Konzession für das Grubenfeld Merkstein mit 5 km² erteilen lassen. Jahrzehnte lang war der EBV mit dem Ausbau der 1863 erworbenen Grube Anna beschäftigt, so dass erst zur Jahrhundertwende der Abbau im nördlich angrenzenden Kohlefeld Merkstein anstand. Die neue Schachtanlage, ca. 3,0 km nordwestlich der Grube Anna, wurde benannt nach dem langjährigen Vorsitzenden des Aufsichtsrates Freiherr Adolf von Steffens (1871 – 1898).
1899 begannen die Abteufarbeiten für Schacht 1 der Grube Adolf im Senkschachtverfahren. Durch die erheblichen Schwierigkeiten bei der Durchörterung wasserreicher Deckgebirgsschichten (zwischenzeitlich hatte der EBV deswegen den Eduardschacht von Anna II begonnen) wurde das Karbon erst 1908 erreicht. Zur Wetterführung wurde 1909 auf der 252 m Sohle zunächst ein Durchschlag zum Wilhelm- und Eduardschacht von Anna II hergestellt. Über Schacht 1 entstand 1911 / 1912 ein zweigeschossiges deutsches Strebengerüst für Doppelförderung. Das Gerüst hatte ebenso wie für den kurz zuvor fertiggestellten Eduardschacht und für den späteren Hauptschacht der Grube Anna vier Seilscheiben, die paarweise übereinander angeordnet waren. Zur Förderung wurde eine Dampffördermaschine der Isselburger Hütte aufgestellt. 1913 konnte die Förderung aufgenommen werden. Zunächst wurde aber (wohl bis etwa 1920) die gewonnene Kohle per untertägiger Seilbahn über den Eduardschacht zu Tage gehoben.
Erst nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Schachtanlage Adolf vollendet. 1920 bis 1923 wurde Schacht 2 abgeteuft und als Wetterschacht mit Ventilator in dem erhaltenen Lüftergebäude ausgestattet. Mit einem zweigeschossigen Fördergerüst, Schachthalle und Fördermaschine ausgestattet, diente Schacht 2 auch zur Entlastung von Schacht 1, der in den gleichen Jahren Schachthalle, selbsttätigen Wagenumlauf und eine zweite Dampffördermaschine erhalten hatte. Im Anschluss an den Wagenumlauf erhob sich die 1920 begonnene Wäsche über dem Zechenbahnhof. Die Wäsche war von der Firma Humboldt / Köln gebaut worden und hatte als eine der ersten Aufbereitungsanlagen in Deutschland eine Flotation nach dem von Elmore Diehl entwickelten System erhalten. Erwähnenswert ist noch die Druckluftanlage mit zwei Kompressoren (1920 und 1927), die 39.000 m³ Druckluft in das Leitungsnetz der Gruben Anna und Adolf einspeiste.
Die um 1923 fertiggestellte Grube Adolf brachte mit 2.500 Tonnen Kohle Tagesförderung eine erhebliche Steigerung der Fettkohlenerträge des Eschweiler Bergwerks-Vereins. Ein Ausbau auf 4.000 Tagestonnen war vorgesehen. Adolf stand über eine Verbindungsbahn direkt mit der Kokerei der Grube Anna in Verbindung.
Die Grube Adolf wurde mit einer großen Arbeiter- und Beamtensiedlung versehen, die nach einem Wettbewerb von 1903 / 1904 ab 1911 in mehreren Bauabschnitten realisiert wurde. Der hohe Anspruch, den man an die architektonische Gestaltung der Siedlung stellte, wird an der prominenten Besetzung der des Preisgerichtes deutlich, dem u.a. Joseph Stübben und der Leiter der Kruppschen Bauverwaltung Robert Schmohl angehörten. Von Schmohl stammt vermutlich auch der Bebauungsplan für die Siedlung, da die zum Wettbewerb eingereichten Arbeiten nicht ausgeführt wurden. Die Bauabschnitte nach 1920 wurden von den Kölner Architekten Erberich und Scheeben gestaltet. Durch Abriss und Veränderungen infolge von Privatisierungen ist die Siedlung stark verändert.
In den 1930er Jahren im übertägigen Bereich kaum verändert, erlitt die Grube im Zweiten Weltkrieg relativ geringe Zerstörungen. 1958 erreichte man mit 939.705 Tonnen die höchste Förderung. 1963 wurde Schacht 1 von der 600 auf die 860 m Sohle tiefergeteuft. 1972 erfolgte der Verbund mit der Grube Anna. Die im Grubenfeld Merkstein gewonnene Kohle wurde zur Grube Anna gefördert und dort zu Tage gehoben. Nach Abbruch der funktionslosen Aufbereitungsanlagen dienten die Schächte weiter für Seilfahrt und Wetterführung.
Im Frühjahr 1992 wurden ohne Abbruchgenehmigung die beiden Fördergerüste abgebrochen. Erhalten blieb das Fördermaschinen- und Lüftergebäude von Schacht 2.
Fördermaschinen- und Lüftergebäude von 1922/1923, 1933, 1938/1939
Architekten: Erberich und Scheeben
Das 1922 / 1923 errichtete ursprüngliche Gebäude war eine Backsteinhalle auf Rechteckgrundriss mit Satteldach und Belichtungsraupe über dem First. Die Halle war durch eine Querwand unterteilt in Ventilatoren- und Maschinenraum.
Die Hallenerweiterung um eine Achse nach Westen diente 1933 zur Aufstellung eines neuen Ventilators.
1938 wurde für die neu installierte Dampffördermaschine eine quer zum Ursprungsbau orientierter Mitteltrakt mit erhöhtem Dach eingefügt. Da dieser Mitteltrakt nach hinten aus der Flucht des Ursprungsbaus verspringt, hatte die Anlage nun einen T-förmigen Grundriss erhalten.
Trotz der verschiedenen Bauphasen zeigt das Gebäude eine einheitliche Formensprache mit knapp vorspringenden Pilastern und gerahmten Giebeldreiecken. Lünettfenster in den Seitengiebeln runden das neoklassizistische Erscheinungsbild der Halle ab.
Ausstattung:
Im Mitteltrakt steht die 1939 eingebaute Dampffördermaschine. Es ist eine Zwillings-Dampffördermaschine der Firma Gutehoffnungshütte Sterkrade von 1913 (laut Aufschrift auf den Zylinderdeckeln). Mit einer Leistung von 1.250 PS erreichte die Maschine 12 m/s Fördergeschwindigkeit. Der mechanisch angetriebene Teufenstandszeiger stammt vermutlich noch aus der Bauzeit der Maschine. Die Steuereinrichtung des Fördermaschinisten wurde wohl 1939 / 1940 erneuert. Die Maschine dient zum Antrieb einer Koepe-Treibscheibe (Durchmesser: 5,5 m). Die gusseiserne Scheibe wurde in zwei Teilen gefertigt, die an der Mittelnaht durch Schrauben verbunden sind.
Die Zwillings-Dampffördermaschine vom Baujahr 1913 wurde bei der Gutehoffnungshütte in Oberhausen-Sterkrade gebaut und an die Deutschen Kaliwerke AG zur Zeche Carlsfund / Schacht 2 nach Groß Rhüden in den Harz nach Niedersachsen geliefert. Dort ging sie am 01. Juli 1914 in Betrieb und trieb eine Bobinentrommel für 300 m Teufe an. Der Schacht 2 hatte eine Teufe von 386 m. Der Schacht 2 wurde bereits 1922 stillgelegt und verfüllt, das Betriebsende des Kali-Bergwerks war im Jahre 1929.
Danach wurde die Zwillings-Dampffördermaschine zur Grube Adolf transportiert und dort auf den Betrieb mit einer Koepescheibe für 600 m Teufe umgerüstet. Sie ging dort 1939 /1940 in Betrieb.
Technische Daten:
- Zylinderdurchmesser: 800 mm
- Kolbenhub: 250 mm
- Leistung: 250 PS
- Nutzlast: 6 Tonnen
Im Westflügel steht der Elektromotor (Firma Siemens-Schuckert) für den 1933 eingebauten Ventilator. Der Motor trieb über einen nach außen führenden Treibriemen den vor dem Gebäude aufgestellten Radialventilator. Der Treibriemen war geschützt durch einen niedrigen Flügelbau, der der Halle südlich vorgelagert ist. Daran lehnt sich der mit genieteten Stahlblechplatten umhüllte Radialventilator und der ebenfalls aus Stahlblech gefertigte Diffusor an. Das zum Schacht führende Rohr ist knapp vor dem erhaltenen Hauptschieber gekappt.
Quelle:
Die Bau- und Kunstdenkmäler des Rheinlandes
Zechen und Kokereien im rheinischen Steinkohlenbergbau
Aachener Revier und westliches Ruhrgebiet
von Walter Buschmann – 1998
Spitzkegelhalde
Im Jahre 1940 begann die Schüttung der Spitzkegelhalde. Sie sollte bis zu einer Höhe von 175 m über Gelände aufgeschüttet werden. Dazu wurde eine zweigleisige Haldenbahn errichtet. Im Jahre 1962 hatte die Halde eine Höhe von 132 m erreicht und wurde instabil. Aus Sicherheitsgründen wurde sie auf 100 m abgeschoben. Von der in unmittelbarer Nähe liegenden markenten Bergehalde der Grube Adolf ist ein besonders über den nördlichen Teil des Aachener Reviers mit seiner Haldenlandschaft möglich.
Betriebsdaten
Am 17. Dezember 1962 ereignete sich ein schweres Grubenunglück auf „Adolf“. Bei einer Schlagwetter-Explosion verloren acht Bergleute ihr Leben.
Von Oktober 1963 bis Ende 1964 wurde der Schacht 1 von der 600 m bis zur 850 m Sohle durch die Firma Haniel und Lueg abgeteuft.
Anfang März 1972 erfolgte der Durchschlag der Verbundstrecke der Grube Anna und der Grube Adolf.
Im September 1972 erfolgte die Fördereinstellung am Schacht 1 der Grube Adolf sowie die Stilllegung der Kohlenwäsche.
Am 31. Juli 1974 erfolgte der Abbau der letzten Kohle im Grubenfeld Adolf aus Flöz Q im Nordfeld.
Haupt- und Wetterschacht dienten noch bis 1990 der unregelmäßigen Befahrung, der Wetterführung und der Sicherung. Nach der letzten Seilfahrt am 20. August 1990 wurden am Wetterschacht die Seile abgeschlagen.
Vergangenheit lebendig erleben
Der Verein „Bergbaudenkmal Adolf“ ist 1992 / 1993 aus einer Arbeitsgruppe „Grube Adolf“ im Bergbaumuseum Wurmrevier in Alsdorf hervorgegangen. Er wurde mit der am 22. Mai 1993 errichteten Satzung am 15. Oktober 1993 in das Vereinsregister eingetragen.
Der Verein erinnert mit seinem Namen und mit seiner Arbeit an die Steinkohlengrube Adolf des Eschweiler Bergwerk Vereins, auf der von 1913 bis 1972 beste Fettkohle für die Koksherstellung gefördert wurde. Namensgeber der Grube ist Freiherr Adolf von Steffens, Vorsitzender des EBV-Aufsichtsrates von 1871 – 1898.
Nach Jahren des Verfalls wurde das Gebäude von 1999 bis 2001 instand gesetzt. In einem zweiten Abschnitt wurde mit einer Förderung aus dem Landesprogramm „Initiative ergreifen“ in den Jahren 2002 bis 2004 das Besucherzentrum im Grube-Adolf-Park gestaltet. Dabei kam es zu Verzögerungen, sodass letzte Arbeiten erst 2006 / 2007 angegangen und abgeschlossen werden konnten. Am 15. September 2007 wurde das Gesamtprojekt in einem Festakt feierlich übergeben.
Neues Leben in historischen Gebäuden
Die an das Fördermaschinengebäude angrenzende Lüftermotoren-Halle wurde von Mitgliedern des Vereins zu einem Versammlungs- und Schulungsraum sowie einem Festsaal gestaltet. Zahlreiche Einrichtungsgegenstände und Ausstellungsstücke erinnern an den Bergbau. Der Festsaal kann auch für private Feiern angemietet werden. Je nach Anlass und Wunsch kann der Saal für bis zu 100 Personen bestuhlt werden.
Kinder können sich auf neuem Spielgerät im Freigelände austoben.
Innerhalb der Außenanlagen haben die Vereinsmitglieder ein Gelände abgezäunt, in dem zwei Esel und zwei Heidschnucken gehalten werden. Besucher werden gebeten, die Tiere nicht zu füttern. Die Spielplatzkinder dürfen die Tiere über den Zaun hinweg beobachten.
Mehrere sonnen- und regengeschützte Sitzmöglichkeiten stehen für einen gemütlichen Plausch bei einer Tasse Kaffee oder einem Kaltgetränk zur Verfügung. Auch für den kleinen Hunger wird gesorgt. Das Personal im „Büdchen im Park“ erfüllt viele Wünsche der Besucher.
Wir wünschen dem Verein „Bergbaudenkmal Grube Adolf e.V.“ auch weiterhin viel Erfolg. Mit viel Fleiß habt ihr ein wunderschönes Museum aufgebaut. Macht weiter so.
Für eure Gastfreundschaft bedanken wir uns mit einem herzlichen „Glück auf“.
Quelle:
Fotos von Dirk Thomas