Am 13. August 2023 fand die 50. Landeskirchschicht in Ibbenbüren statt.
Die Fördergemeinschaft für Bergmannstradition hatte sich mit 50 Personen angemeldet. Pünktlich um 08:00 Uhr stand der Reisebus von Busreisen Milo auf dem Laga-Parkplatz zum Einsteigen bereit. Unser Fahrer „Sascha“ begrüßte die nur 36 Fahrgäste und wünschte uns eine gute Reise. Nach zweistündiger Fahrt erreichten wir pünktlich um 10:00 Uhr die Innenstadt von Ibbenbüren und wurden dort zu einem Bus-Parkplatz geleitet. Nach unserer Ankunft meldeten wir uns ordnungsgemäß in der Schichtmeisterei am Festplatz an.
Mit der 50. Landeskirchschicht, veranstaltet vom Landesverband der Berg- und Knappenvereine-Nordrheinwestfalen, ausgerichtet vom Knappenverein Tecklenburger Land, fand das dreitägige Bergfest anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Musikvereins „Glückauf“ Anthrazit Ibbenbüren am Sonntag seinen stimmungsvollen Abschluss. Die Traditionsveranstaltung der Bergbaukultur, zum vierten Mal in Ibbenbüren, war zum Finale des ersten Bergfestes seit 1965 auch geprägt von Emotionen.
Schon am Sonntagvormittag trafen nach und nach die Mitglieder von 33 Knappenvereinen an der „Schichtmeisterei“ am Festplatz Weberstraße ein. Unter die rund 360 Teilnehmer mischten sich nach und nach auch immer mehr Besucher, sodass es bei Beginn des Platzkonzertes des Blasorchester des Musikvereins schon eine schöne Kulisse auf dem Festplatz gab. „Diese große Resonanz freut mich ganz besonders“, merkte Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Vorstandsmitglied der RAG Stiftung, noch vor der offiziellen Eröffnung an.
Die begann mit Harald Böhm, Vorsitzender des Knappenvereins Tecklenburger Land, dessen „Glückauf“ aus zig Kehlen Widerhall fand. „Bergbau ist nicht eines Mannes Sache“, zitierte Böhm den Buchtitel von Tilo Cramm. Genauso sei eine Veranstaltung wie das große Bergfest nicht eines Mannes Sache. „Ohne die Unterstützung vieler Institutionen und Mitmanschen, die sich der Bergbautradition verpflichtet fühlen, wäre die Organisation einer solchen Veranstaltung nicht denkbar.“
Böhm erinnerte daran, dass der Steinkohlenbergbau über viele Jahrzehnte Garant für Wohlstand und Aufschwung gewesen sei. Und daran, dass „die heimische Zeche bis Dezember 2018 einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit unseres Landes und der Region leistete“. Seitdem seien nicht einmal fünf Jahre vergangen, die Welt habe sich dramatisch verändert, und Energie werde zunehmend zum Luxusgut. Böhm: „Angesichts dieser Situation und vor dem Hintergrund der Beendigung des deutschen Steinkohlenbergbaus gewinnt der Erhalt und die Pflege bergmännischer Traditionen zunehmend an Bedeutung.“ Heute werde leicht vergessen, „wie die Menschen damals tief unter Tage an dem Fundament unseres heutigen Wohlstands gearbeitet haben.“
Böhm betonte: „Wir sollten den Ausstieg aus der Steinkohle aber auch als Chance begreifen, neue Wege zu gehen und das Erbe der Bergbautradition zu sichern.“ Die Gestaltung der Zukunft gelinge unter Federführung der Schnittstelle Kohlekonversion in Zusammenarbeit mit der Stadt Ibbenbüren und den umliegenden Bergbaukommunen sowie der RAG und IGBCE und dem Verein für Bergbautradition ganz ausgezeichnet.
Harald Böhm erklärte, man sei stolz, nunmehr zum vierten Mal Ausrichter der Traditionsveranstaltung des Landesverbandes NRW der Berg- und Knappenvereine zu sein. Kameradschaft, Verlässlichkeit und Solidarität seien Werte, die Bergleute auszeichneten. Böhm: „Lasst uns gemeinsam die Ärmel aufkrempeln und uns den Herausforderungen der Zukunft stellen. Gemeinsam werden wir ein bedeutendes Kapitel unserer Heimatgeschichte für folgende Generationen erhalten. Auf uns kann man sich verlassen, denn wir sind Bergleute“.
Der Schirmherr der Landeskirchschicht, Ibbenbürens Bürgermeister Dr. Marc Schrameyer, betonte, es sei auch im Zuge der Transformation wichtig, die Tradition und das kulturelle Erbe zu bewahren. Schließlich sei auch Ibbenbüren mit der Kohle groß geworden. Dem Musikverein dankte er für dieses besondere Bergfest und entlockte dem Publikum spontan einen Sonderapplaus für dessen Vorsitzenden Robert Kropf – stellvertretend für alle Engagierten rund um die Organisation und Abwicklung.
Bärbel Bergerhoff-Wodopia erklärte, die Landeskirchschicht und der Bergbau gehörten seit 1972 untrennbar zusammen. Der Bergbau sei nach wie vor in vielen Köpfen und vor allem Herzen. „Er präge Denken, Handeln und Werte.“ Dabei seien Bergbau und Glaube aufs Engste miteinander verbunden, meinte sie mit Blick auf den Gottesdienst am Nachmittag. Schaue man in die Welt, seien Werte wie Zusammenhalt, Verlässlichkeit, Kameradschaft und Toleranz wichtiger denn je.
„Ibbenbüren und die Region können stolz auf die Bergleute sein“, meinte der SPD-Bundestagsabgeordnete Jürgen Coße. Er hob die Leistungen von Harald Böhm und seinen Mitstreitern bei der Organisation der Landeskirchschicht hervor – der nächste Sonderapplaus war fällig.
Marion Hackenthal, Leiterin des IGBCE Bezirks Ibbenbüren, sagte: „Der Bergbau geht, der Kumpel bleibt.“ Die kulturelle Erinnerung zu bewahren und zu fördern, darum gehe es. Und deshalb sei auch schön zu sehen, wie beim Musikverein die Jugend nachrückt. Sie sei gespannt, wie der Musikverein in fünf Jahren zum 25-jährigen Bestehen diese Veranstaltung noch toppen wolle. Eines aber stehe für sie heute fest: „Ibbenbüren bleibt Bergbaustadt.“
Dann machten sich die Berg- und Knappenvereine auf zur Bergparade durch die Innenstadt. Zurück an der Weberstraße gab es einen ökumenischen Gottesdienst mit den Pfarrern Andreas Finke und Stefan Dördelmann.
Jürgen Bosse, langjähriges Mitglied des Knappenvereins Tecklenburger Land: „Ich habe noch nie so viele Leute im Gottesdienst einer Landeskirchschicht gesehen.“ Und auch der ehemalige Arbeitsdirektor der RAG Anthrazit Ibbenbüren, Jörg Buhren Ortmann, zeigte sich von der Landeskirchschicht tief beeindruckt.
Johannes Hartmann, Landesvorsitzender NRW der Berg- und Knappenvereine, appellierte zum Abschluss an die Bergbauvereine: „Haltet zusammen, macht weiter so, kümmert euch um die Jungen, die Alten und um euch.“
Finale war natürlich das Steigerlied, angestimmt vom Sinfonieorchester des Musikvereins und mitgesungen von ganz vielen Gästen auf dem vollbesetzten Festplatz.
Für 16:30 Uhr war unsere Rückfahrt geplant, pünktlich und vollzählig trafen wir uns am Bus. Unser Fahrer „Sascha“ brachte uns wieder heil zurück nach Kamp-Lintfort. Wir bedankten uns bei ihm mit einem lautstarken „Glückauf“.
Quelle:
Text von Claus Kossag und Dirk Thomas
Fotos von Dirk Thomas