„Hier ist die Arbeit sinnstiftend“

Seit fünf Jahren kooperieren Jobcenter, Kolping Bildung und Fördergemeinschaft für Bergmannstradition im Projekt „Schirrhof“. Immer wieder kommen neue Partner hinzu, um Langzeitarbeitslosen eine Perspektive zu bieten. Wie es mit dem Projekt weitergeht.

Sie halfen mit, Räume im Schirrhof zu tapezieren, bevor sie von der Fördergemeinschaft für Bergmannstradition bezogen wurden. Sie packten beim Umzug an, bei dem die Fördergemeinschaft 2019 vom Knappenheim an der Schulstraße in den Schirrhof an der Friedrich-Heinrich-Allee wechselte. Fachkundig angeleitet, entrosteten und strichen sie Lokomotiven, die einstmals untertage im Einsatz waren und heute am Lehrstollen stehen. Die Teilnehmenden des Projektes „Arbeitsgelegenheit Schirrhof“ legen Hand an, anfangs nur rund um Schirrhof und Lehrstollen, heute im gesamten Zechenpark.

Am 01. Juli 2019 startete das AGH-Projekt, das vom Jobcenter Kreis Wesel finanziert wird. Zum fünften Geburtstag trafen sich die Beteiligten zu einer Feierstunde. „Es ist ein Leuchtturmprojekt“, sagte Jean-Pierre Ditzler, neuer Leiter des Kolping-Bildungszentrums in Kamp-Lintfort, das Träger des Projektes ist. Es nimmt Langzeitarbeitslose in den Blick. Die Maßnahmen seien zunächst für ein halbes Jahr angelegt, könnten aber vom Jobcenter verlängert werden und zu Anschlussmaßnahmen führen. „Die Leute sind verlässlich bei der Arbeit da“, sagte Michael Schlieper, scheidender Leiter des Bildungszentrums. „Es gibt nur wenige Abbrüche, die krankheitsbedingt sind.“

Das hat zwei Gründe. „Die Arbeit ist sinnstiftend“, erklärt Nils Reinecke, der als Sozialpädagoge des Kolping-Bildungswerks die Projektteilnehmenden begleitet, einen Grund. Der andere ist die Wertschätzung, die die Teilnehmer erfahren. „Wir sind ihnen dankbar“, sagte Norbert Ballhaus als Vorsitzender der Fördergemeinschaft für Bergmannstradition. „Es ist eine wirkliche Partnerschaft. Das spüren die Teilnehmenden. Sie treffen sich auch untereinander, wenn die Arbeit vorbei ist.“

Das AGH-Projekt hat bis zwölf Teilnehmende, die bis zu 30 Stunden je Woche arbeiten. Seit Juli 2019 wurde es von 61 Männern und Frauen durchlaufen. „Neun davon sind in geförderte Arbeitsverhältnisse gewechselt“, berichtete Michael Schlieper beim fünften Geburtstag. „Ein Teilnehmer hat eine Ausbildung begonnen, ein Teilnehmer wurde in eine Teilqualifikation vermittelt. Sie kehren in einen normalen Alltag zurück. Das sind knapp 20 Prozent. Das klingt nicht nach viel, ist aber viel für ein AGH-Projekt. Jeder einzelne Mensch zählt.“

Weil das Projekt erfolgreich war, kamen im Laufe der Jahre neue Aufgabenfelder hinzu. Zum Beispiel füllen die Teilnehmenden Wassersäcke an jungen Bäumen, wenn es lange trocken ist. Sie fuhren auf den großen Förderturm, um den Raum um die Fördermaschinen zu reinigen und zu streichen. Oder sie helfen im Tierpark Kalisto, Tiere zu füttern und zu versorgen. So wurde das AGH-Projekt auch für weibliche Teilnehmende geöffnet.

Zurzeit denkt die katholische Kirchengemeinde St. Josef darüber nach, Teilnehmende einzusetzen. „Wir schauen, was geht, zum Beispiel beim Ferienspaß im Sommer“, sagte Pfarrer Joachim Brune. Dabei ist noch offen, ob das AGH-Projekt im Jahr 2025 weiterläuft, weil es jeweils nur für ein halbes Jahr vom Jobcenter finanziert wird. „Die Teilnehmenden verbessern nachhaltig die Lebensqualität in Kamp-Lintfort“, warb am Montag Stefanie Albert, die Leiterin der Kamp-Lintforter Geschäftsstelle des Jobcenters, dafür, es fortzuführen. „Sie stärken ihr Selbstwertgefühl und lernen, sich neuen Herausforderungen zu stellen.“

Adresse und Erreichbarkeit

Die Einrichtung

Die Kolping Bildung Deutschland gemeinnützige GmbH hat ein Bildungszentrum im Gewerbepark Dieprahm, Carl-Friedrich-Gauß-Straße 10 bis 12, Kamp-Lintfort.

Kontakt

Erreichbar ist das Kolping-Bildungszentrum per Telefon unter 02842 – 965634, per E-Mail über uwe.fonk@kolping-bildung-deutschland.de oder per Internet unter www.kolping-bildung-deutschland.de.

Quelle:

RP-online vom 01.07.2024 / Autor: Peter Gottschlich

Fotos von Dirk Thomas